Elke aus West-Berlin... sie entflieht dem Insel-leben nach Westdeutschland, geht wieder auf 'ne Insel (England) und
kehrt dann Europa ganz den Rücken... Hier ist ihre Story:
Amerika - Reiten - Westernreiten in Canada ----- war das mein Lebenstraum?
Nein --- gewiß nicht, meine Jugendträume schwebten mehr im Bereich von Familie, Kindern und Tieren, die man im Haus hatte. Das Reiten war als Jugendliche ein Sport der für mich unerreichbar schien. Nie hätte ich mir vorstellen können, das einmal 24 Pferde hinter meinem Haus jeden Tag darauf warten, von mir gefüttert zu werden und ich jedes Mal ein anderes Pferd davon überzeugen kann, mich durch die unsagbar schöne Wildernis zu tragen, die Ruhe, die Natur und wilde Tiere auf dem Rücken des Pferdes zu genießen?
Der erste Drang in die Freiheit fing damit an, das wir als Klein-Familie erst mal West-Berlin verließen, weil wir uns der damaligen Insellage immer bewußter wurden und es nicht mehr ertragen konnten --- wer konnte 1974 schon etwas von der Wende erahnen? (Die wir dann schon aus dem Ausland erlebten und für uns immer noch ein kleines Wunder ist, besonders, wenn wir Anfragen aus Leipzig bekommen oder unser Freund aus Brandenburg schreibt).
In einer kleinen Stadt in Franken erlebten wir unsere erste Freiheit, fahren ohne Grenzen, rasten an der Straße ohne schlechtes Gewissen, Zeitungen im Auto, wenn man auf Reisen ging. Und die Möglichkeit, reiten zu lernen, bis zum eigenen Pferd im lokalen Reitverein.
Doch das war wohl nicht die Erfüllung für uns, wir suchten mehr Freiheit, die fanden wir erstmal in England, noch mit sicherem Einkommen und europäischem Background. Allerdings hatten wir hier keine Reitmöglichkeit hier, da wir erst wieder ein Pferd haben wollten, wenn es vom Haus aus betreut werden kann und nicht 23 Stunden am Tag in der Box steht, um eine Stunde geritten zuwerden. So hatten wir eine 8-jährige Reitpause, die dann durch eine Reise nach Kanada unterbrochen wurde.
Western reiten war Christians Jugendtraum und auf der Suche nach Guest Ranches in Amerika stießen wir auf Canada, wo wir einen zweiwöchingen unvergeßlichen Reiturlaub machten. Als wir nach England zurück kamen, waren wir so gefangen von unseren Erlebnissen, daß wir beschlossen: das ist es was wir wollen. Aussteigen, umsteigen, einsteigen.
Die Kinder waren nun alle selbständig, und hatten das Nest verlassen, so waren wir nun frei zu tun und zu lassen was wir wollten und so packten wir mal wieder unsere Sachen und machten uns auf nach Canada, zwei Hunde im Gepäck, mit der Idee diese Art reiten, die wir im Urlaub kennengelernt hatten, möglichst vielen Menschen vorstellen zu können. Die Natur zu teilen und vielen Menschen einen ebenso unvergeßlichen Urlaub bieten zu können, wie wir es hatten.
Die Red Willow Ranch hatten wir schon ein halbes Jahr vorher entdeckt und in unser Herz geschlossen, doch sie war nicht so einfach zu bekommen. Viele andere Ranches wurden angesehen und wieder verworfen und da lange nichts lief, beinah ein Motel gekauft. Bei dieser Vorstellung überkommt uns heute noch ein heftiges Kopfschütteln - das war wohl nicht der Lifestyle, den wir suchten.
Beim dritten Versuch hatte es nun geklappt und die Red Willow Ranch war unsere. Ein großes Gästehaus, früher eine Institution, mußte renoviert und eingerichtet werden, das Gelände aufgeräumt werden und vor allem Pferde mußten her. Endlich war es so weit: Am 30 März 1998 kamen die ersten 2 Pferde, Sunset und Tuffy, zu uns.
Eigentlich sollten es drei sein, aber Sandy hatte sich nicht verladen lassen, sie hatte solch einen Anhänger noch nie in ihrem Leben gesehen und ließ sich nicht überzeugen einzusteigen. Glücklicherweise entwickelte sie sich später zu unserm besten Kinderpferd --- aber nur nie mehr verladen!
Im Mai vergrößerte sich unsere Herde auf 6 Pferde und zu aller Freude wurde Benny, unser erste Fohlen, geboren. Eigentlich verdiente er den Namen "Dummkopf", da er seineFutterquelle nicht fand und wir ihn mit der Nase draufstoßen mußten, doch das ist wohl nicht ein geeigneter Name für ein Quarter Horse, der mal ein Stallion werden soll. Da hört sich Buenos Abendigo schon besser an. Nach der Geburt haben wir zum ersten Mal erlebt, wie neugierig Pferde sind. alle standen um ihn herum und besahen sich das
neue Weltwunder.
Doch nicht nur eitel Sonnenschein schien auf uns herab, ungewohnte körperliche Arbeit ließ die Gelenke stöhnen, unsere europäischen Werkzeuge und Geräte versagten im harten kanadischen Holz, ein Traktor mußte her, um Zäune herzurichten, wieder aufzustellen, Erdbewegeungen zu machen, bei der Heuernte zu helfen und um den Schneemassen Herr zu werden.
Leider auch Auseinandersetzungen mit Menschen, die unsere Unkenntnis zu ihrem Vorteil machen wollten, blieben nicht aus.
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Stacheldraht und Nägel, Steine lagen wörtlich und bildlich auf unserem Weg, doch ein ständig wachsendes Gottvertrauen und viele Ratschläge von guten Freunden, die man hier sehr leicht findet, halfen uns über diese Hindernisse hinwegzukommen.
Und dann kamen die ersten Gäste, es war herrlich und wir konnten ihnen wirklich etwas von der Schönheit hier zeigen und sie konnten die Erinnerung mitnehmen.
Inzwischen haben wir schon vielen Menschen eine Freude hier bereiten können, junge, alte, gesunde, kranke, behinderte Menschen wurden auf den Rücken unserer Pferde getragen und alle waren begeistert, jeder fand "sein " Lieblingspferd in der großen Herde.
Besondere Erlebnisse sind, wenn wir den ausgebüchsten Bullen Harald wieder eintreiben müssen, Tagesritte durch die Wilderniss machen, die Geburt unseres Fohlens "Felix", am Lagerfeuer singen oder durch die Winter-Wunderlandschaft reiten.
Ein ganz anderes Leben als vorher, aber wunderschön, wenn auch nicht immer einfach --- aber wer hat einem schon versprochen, daß das Leben einfach ist, man muß nur die schönen Stunden genießen.
~ Eure Elke ~
PS: bei den City Slickers findet Ihr den Bericht von Viola, die uns im Winter 1999/2000 tatkräftig zur Seite gestanden hat und 3 arbeitsreiche --- aber trotzdem tolle --- Wochen bei uns verbrachte.
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