Doerte auf der New Haven Ranch



Doerte zieht es nach Wyoming!







Als ich --- Dörte Marks, damals 36 --- Anfang 2003 das Angebot erhielt, auf einer Ranch im Wilden Westen der USA zu arbeiten, zögerte ich keine Sekunde. Es passiert nicht oft, dass Träume so einfach in Erfüllung gehen. Allerdings muss man auch bereit sein, ins Ungewisse zu springen.

Ich hatte schon öfter Urlaub auf Ranches gemacht, und der Tag der Abreise kam immer zu früh. Aber Urlaub ist nicht Alltag. Ich gab meinen gut bezahlten Bürojob in einem Hamburger Großunternehmen auf, kündigte meine Wohnung und flog nach Wyoming... um "für'n Appel und n' Ei" auf einer abgelegenen Cattle Ranch als Köchin zu arbeiten…

Manchmal muss man eben Umwege in Kauf nehmen, um ans Ziel zu kommen. Und meine Kochkünste haben sich seitdem um einiges verbessert.



New Haven Ranch - Lake

New Haven Ranch - Lodge

New Haven Ranch - Branding

New Haven Ranch - Branding

Ghosttown
Devils Tower

Die New Haven Ranch liegt in den Black Hills im Nordosten des Staates Wyoming, zwischen bewaldeten Bergen und offener Prärie. Hier wurde Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" gedreht...

... und fast in Sichtweite befindet sich Amerikas erstes National Monument, Devils Tower, der schon in dem Film "Unheimliche Begegnung mit der dritten Art" verewigt wurde und ein heiliger Ort der Indianer ist.

Wyoming ist fast so groß wie Deutschland...
hat aber nur knapp eine halbe Million Einwohner,
weniger als Hannover.

Wann immer ich Zeit hatte, war ich draußen, um richtige Rancharbeit zu erleben und erlernen ... und natürlich zu reiten. Mittlerweile kann ich Rinder treiben, Zäune bauen, schlachten, Heu machen, Kälber kastrieren und Hufe schneiden. Nur mit dem Ropen und Schießen hapert es noch ein bisschen. Und klar, Feiertage, Wochenenden und Dienstschluss existieren nicht auf einer Ranch.

Doerte und Nick
Am Anfang war es nur Freundschaft, aber dann funkte es zwischen mir und meinem Boss, Nick. Seit 2006 sind wir verheiratet.

Von Mai bis Oktober teilen wir unsere Ranch mit jeweils bis zu acht Gästen aus aller Welt, die mit uns zusammen reiten und Rinder treiben. Ich kann mich immer noch begeistern, wenn jemand zum ersten Mal auf einem Pferd ein widerspenstiges Rindsvieh zur Herde zurück getrieben hat und übers ganze Gesicht strahlt.

Auf unseren gut dreißig Quarter Horses und Paints - den Esel nicht zu vergessen - macht die Rancharbeit Spaß. Sie kennen keinen Stall, sind an das raue Leben in der Wildnis bestens angepasst und lieben ihren Job --- meistens. In dem schwierigen Terrain können sie nur selten durch eine Maschine ersetzt werden. Wobei sich Nick als ehemaliger Motocross-Fahrer auf seiner Geländemaschine einiges traut.

Wir trainieren unsere Pferde nach der Pat Parelli-Methode, die hier in den USA wesentlich bekannter ist als in Deutschland. Parellis Motto: "love-language-leadership". Ziel ist die Partnerschaft von Mensch und Tier, bei der der Mensch aber wie die Leitstute in einer Herde die Führung übernimmt.

Neben Nicks Familie, den Pferden und Rindern leben auch etliche andere Tiere auf der Ranch: Büffel, Hunde, Katzen, Ziegen, Schafe, Enten, Gänse und Hühner --- die unterschiedlichen Wildtiere nicht zu vergessen.

Das meiste Fleisch, das wir essen, kommt aus eigener Produktion (oder Jagd), das Gemüse aus dem Garten. Nur mit dem Obstanbau klappt es auf dieser Höhe nicht ganz so gut.

Die Sommer sind trocken und heiß, die Winter lang und kalt. Die Arbeit kann hart sein, aber Stress wie in Deutschland kennt man hier kaum --- außer wenn ich gerade wieder Buchhaltung machen muss.

Ich vermisse das deutsche Essen und das Krankenversicherungssystem. Der nächste Supermarkt ist zwei Stunden entfernt, die Post kommt dreimal die Woche, die Müllabfuhr nie. Wir haben weder Fernsehen, Handyempfang noch Zeitungen, aber wir können sagen:

Wenn die Welt untergeht, dann werden wir es in Wyoming erst einen Tag später erfahren.



New Haven Ranch - Cattle Work




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