Mein Name ist Sabine, ich lebe in Köln und bin seit ca. 10 Jahren Pferdebesitzerin.
Nach "Learning by doing" mit einer Haflinger-Kaltblutstute habe ich ein Trakehner-Fohlen großgezogen,
zeitweise einen Mini-Reitbetrieb mit drei Pferden bewirtschaftet, nebenberuflich versteht sich.
Nach zwei Jahren Streß hoch drei bin ich dann auf ein Gestüt gezogen, habe den Trakehner,
der für meine Westernreitambitionen weder der Eignung noch der Größe entsprach,
gegen eine wunderschöne Vollblutstute eingetauscht,
und die zwei anderen Pferde an zuverlässige Reitbeteiligungen gegeben,
die sich rührend darum kümmern.
Ich schwebe derzeit mit meiner Vollblutstute Oliva auf Wolke sieben.
Sie befindet sich jetzt bei einem genialen Westerntrainer in der Eifel.
Und wenn ich mal Werbung machen darf: Er heißt Uwe Tolksdorf, hat wunderschöne Appaloosa und Quarter Horses,
und wirklich eine Menge reiterliches Können und Pferdegefühl!).
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Hier nun meine Ranch-Geschichte:
Im "Western Horse" fand ich eine Anzeige: "Urlaub auf einer kleinen Working Cattle Ranch".
Ich rief an und wußte: Das ist es!
Williams Family Ranch
Ein außergewöhnliches Highlight
Es ist Sonntag, 10:30 Uhr in Las Vegas. Wir haben Las Vegas über die Sierra Nevada erreicht und fahren heute weiter über den Grand Canyon nach Arizona, wo wir die Ranch besuchen werden. Von Las Vegas telefoniere ich mit Carrol Williams. Sie bewirtschaftet zusammen mit Ihrem Mann Roy und dem Enkelsohn RobRoy die Ranch. Hier gibt es nur ein Funktelefon und die Leitung ist sehr schlecht. Ich kann Carrol kaum verstehen und muß öfter Nachfragen. Dennoch schaffen wir es, uns auf einen Treffpunkt zu verständigen. Dienstag um 10:00 Uhr in Wickenburg. Das ist eine typisch amerikanische Rancherstadt. Wo man hinsieht, grasen Cattle und Pferde, eine Ranch nach der anderen. Man sieht fast nur große Pick Ups.
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Bis hierher war das Wetter durchwachsen, meist sonnig. Dienstag früh ist der Himmel schwarz vor Wolken. Wir treffen Carrol wie vereinbart an. Sie fährt mit einem großen roten Pick Up vor, im Fenster ein kleines Schild "The Williams Family Ranch", daher erkennen wir sie sofort. Sie trägt ein langes Outback-Coat und einen schwarzen Hut, um sich vor dem Regen zu schützen. Ich gehe auf sie zu und begrüße sie, wir sind uns gleich sympathisch. Während wir noch einen Kaffee trinken, erzählt sie uns von der Ranch, von den Quarter Horses und den Boys, die bei der Ranch-Arbeit helfen.
Inzwischen regnet es in Strömen und wir sind nicht sicher, ob wir überhaupt reiten können. Der Weg zur Ranch ist unbeschreiblich holprig. Er ist nur 17 Meilen lang. Trotzdem dauert die Fahrt mehr als eine Stunde. Carrol zeigt uns alte Gold- und Silberminen, eine kleine "Geisterstadt" und sie erzählt uns die entsprechende Geschichte dazu. Die Landschaft besteht aus steilen Hügeln mit Büschen, Kakteen und wenig Gras bewachsen. Ein Coyote kreuzt unseren Weg, der durch den Regen teilweise etwas überschwemmt ist. Der Pick Up muß harte Arbeit leisten, um Steine, Steigungen, Gefälle und schlüpfrigen Sand zu bewältigen.
Die Williams Family Ranch ist, gemessen an den anderen Ranches, eher klein. Sie hat ca. 110 Cattle und ca. 20 Quarter Horses, davon 2 Hengste. Da der Boden hier nicht allzu viel wachsen läßt, erklärt Carrol, kann man nur eine bestimmte Menge Cattle ziehen. Eine Ranch von ihrer Größe bringt nicht genug ein, daher muß ihr Mann Roy vier Tage in der Woche in Prescott arbeiten. Prescott ist eine etwas größere Stadt, 1,5 Stunden von Wickenburg entfernt. Diese Tage verbringt er bei der Tochter, am Wochenende wartet Ranch-Work auf ihn. Idealismus pur, diese Familie tut alles für ein Leben auf der Ranch.
Das Ranchhaus ist klein, ebenso das Bunkhouse, welches RobRoy mit den Boys bewohnt und wo auch die Gäste untergebracht sind. Die Einrichtung beider Häuser ist einfach, zweckmäßig und sehr urig, mein Mann und ich fühlen uns gleich wohl. Eine Solaranlage versorgt die Ranch mit Strom.
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Während wir uns nach unserer Ankunft ein wenig einrichten und Carrol Lunch bereitet, machen die Boys die Pferde fertig. Am frühen Nachmittag hat der Regen etwas nachgelassen, RobRoy bringt die Pferde und endlich geht es los. Für mich ist dies der erste Ritt auf einem Quarter Horse, und ich bin erstaunt, wie leichtrittig diese Pferde sind.
Die Unwegsamkeit des Geländes ist für mich schier unfassbar, vor allem, wie spielend und sicher die Pferde dieses Gelände durchqueren. Ob große Steine, tiefe Risse und Furchen, Sand oder Bäche, steile Hänge, die Pferde zeigen keine Spur von Scheu oder Unsicherheit. Hier ist man ohne Pferd verloren. Zu Fuß kommt man, wenn überhaupt, nur sehr langsam und mühsam voran, mit einem Gefährt schon gar nicht. Ich sehe mich um, das Land ist von einer grenzenlosen Schönheit beseelt, zaghafte Sonnenstrahlen brechen sich im Wasser auf den Büschen und in den Bächen. Wir genießen diesen Ritt, den wir zu Hause in der Form nie erleben können.
Wieder auf der Ranch helfe ich beim Absatteln und schlendere durch den Matsch zum Ranchhaus, wo Carrol das Abendessen vorbereitet. Während sie kocht, erzählt sie von der Arbeit auf der Ranch, den Gästen und natürlich von den Pferden. Sie züchten und trainieren ihre Pferde selber. Die Arbeit ist ohne Pferde nicht zu bewältigen. Die Rinder müssen zum Brennen aus den Hügeln getrieben werden. Manchmal kommen selbst die Pferde nicht mehr weiter, dann müssen die Hunde die Rinder zusammentreiben. Die Pferde werden auch für die Arbeit an den Zäunen gebraucht. Die hierfür benötigten Materialien wären ohne Pferde in diesem Gelände nicht zu transportieren.
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne von einem tiefblauen Himmel herab. Zum Frühstück gibt es Pancakes. Carrol macht besonders viele, weil auch die Hunde sich darüber freuen. Nach dem Frühstück satteln wir die Pferde. Heute reite ich Twister, "the best cutting horse at the ranch", sagt RobRoy. Als wir losreiten stelle ich fest, daß Twister sehr aufmerksam und schnell in Reaktion und Bewegung ist.
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RobRoy zeigt uns eine alte Silbermine, die bis in die 30er Jahre noch betrieben wurde. Wir machen kurz Rast und sehen uns interessiert um. Wieder unterwegs, sehe ich die Hunde weit voraus ein Ziel verfolgen. Wir sehen eine Herde Bergrehe, die sich in alle Winde verteilt. Die Hunde natürlich hinterher. Alles Rufen von RobRoy hilft nicht. Drei der Hunde sind auf und davon. Da gibt RobRoy einen Schuß ab, eine Weile später tauchen die Hunde wieder auf und wir können weiter. Ein Procedere, wie es bei uns undenkbar wäre.
RobRoy zeigt uns die Quelle, die die Ranch mit Wasser versorgt. Ich frage, ob sie niemals austrocknet, immerhin mißt der Sommer an die 40 Grad. Er antwortet, daß die Quelle im Sommer immer noch 1 Gallone Wasser in einer halben Minute bringt. Genug für Mensch und Tier.
Zurück auf der Ranch möchte ich Twister gerne ausprobieren. RobRoy stellt drei Tonnen auf zum Barrel Race. Die erste Runde macht er. Dann bin ich dran. Twister legt sich eng in die Kurve. Er galoppiert ruckartig an, ich muß mit der Hand ans Sattelhorn, um nicht aus dem Sattel zu fallen. Zuletzt galoppiere ich noch ein paar Runden. Ich bin begeistert von diesem Pferd, will ihn am liebsten mit nach Hause nehmen.
Nach dem Absatteln wundere ich mich darüber, daß es möglich ist, die Pferde auf der Ranch völlig frei laufen zu lassen. RobRoy erklärt mir, daß die Fütterungszeiten genau eingehalten werden und die Pferde spätestens dann zum Korral zurück kommen. Lediglich die Hengste werden extra in sehr großen Paddocks gehalten. Welch herrliche Freiheit für die Tiere.
Wir haben hier erlebt, wie eine kleine Ranch in den Staaten heute bewirtschaftet wird. Die Rancher haben keine Reichtümer, die Unterkünfte sind keine Luxus-Loggen, sind keinem Tourismus angeglichen. Gerade das und der Idealismus dieser aufgeschlossenen und herzlichen Familie macht einen Aufenthalt bei ihnen zu einem unvergessenen Erlebnis.
Hier ist die Webseite der Ranch, wo Ihr noch viele Infos und Fotos finden könnt:
http://www.williamsfamilyranch.com
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