Katja:
Hi Cowgirls und Cowboys...
ich wohne in Düsseldorf, bin 31 Jahre alt und komme zuhause leider nicht mehr zum Reiten.
Im Urlaub mache ich jedoch gerne Wanderritte im Ausland,
auch wenn's sich nicht immer einrichten läßt.
Ich reite seit 1977 und habe hauptsächlich Erfahrung im Freizeitreiten.
Da ich schon immer ein Fan von Amerika und den Cowboys war,
wollte ich auf jeden Fall auch einmal einen Urlaub auf einer echten Working Ranch verbringen.
Dieser Traum ist nun wahr geworden, und es hat sich gelohnt!
Weitere Info über mich gibt es
auf meiner Reise-Webseite.
Und hier ist er nun: mein USA-Bericht:
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Colorado, 02.-09.09.2000
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Buchung |
Mein Traum seit langem war es einmal eine Woche auf einer echten Ranch
in den USA zu verbringen. Diesen Sommer wollte ich ihn endlich wahr machen.
Ich hatte schon länger Adressen gesammelt und habe auch im Internet
viele Anschriften gefunden, die meisten lagen allerdings etwas über
meinen Preisvorstellungen, zumal der Dollarkurs im Moment recht hoch steht.
Die Katalogpreise von "Pferd & Reiter", "Das Urlaubspferd", "Pegasus"
oder "Marlboro-Reisen" waren dabei gar nicht mal teurer. Bei Marlboro-Reisen
fand ich schließlich eine Ranch in Colorado, die auch einen Transfer
von Denver ($55 round trip) anbot, so daß ich mir für die Woche
den Mietwagen sparen konnte. Da ich anschließend noch eine zweiwöchige
Rundreise mit meinem Freund Richtung Yellowstone-Nationalpark geplant hatte,
war es nur praktisch, sich wieder am Flughafen in Denver zu treffen.
Im Internet habe ich dann auch noch die Website der Naill Ranch gefunden und
per E-Mail angefragt, ob für meinen gewünschten Zeitraum, die
erste Septemberwoche, noch Plätze frei sind. Prompt bekam ich Antwort
von Penny, der Ranchbesitzerin, daß noch ein Zimmer frei ist, daß
ich mich aber so bald wie möglich anmelden sollte. Das war Ende Januar.
Daraufhin haben wir erst mal unseren Flug gebucht, wobei es bei manchen
Fluggesellschaften, vor allem am Wochenende, schon eng wurde. Bei der Buchung
des Ranchaufenthalts im Reisebüro Anfang Februar hieß es dann,
ich hätte den letzten Platz erwischt!
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Anreise |
Nach über sechs Monaten Vorfreude ging es am 1. September 2000
endlich los. Ich flog mit Continental Airlines von Düsseldorf nach
New York, wo ich vorm Weiterflug nach Denver einen 5-stündigen Auftenthalt
hatte. Abends spät fiel ich dann nach etwa 24 Stunden im Airport Hotel
ins Bett. Beim Denver Shuttle Service mußte ich noch einmal meinen
Abholungstermin um 13 Uhr am Flughafen für den 2. September bestätigen.
Nach viereinhalb Stunden über Cheyenne, Wyoming, kam ich schließlich
in Kimball, Nebraska, an, wo ich von Penny und ihrer Tochter Tiffany im
Pickup abgeholt wurde. (Später erfuhr ich, daß die Anreise Dienstags,
Freitags und Sonntags über die direkte Route nur zweieinhalb Stunden
dauert). Von Kimball aus dauert es noch eine halbe Stunde bis zur Ranch
in Colorado. Meine Rückreise am Samstag, 9. September, erfolgte über
die gleiche Strecke. Der Rückflug am 23. September dauerte insgesamt
nur 19 Stunden (vom Aufstehen bis Schlafengehen). Dafür wurde es diesmal
sehr knapp beim Umsteigen. Trotz allem haben es aber sogar unsere Koffer
geschafft!
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Die Ranch |
Die Naill Ranch liegt in den High Plains im Nordosten von Colorado.
Sie besteht aus 5000 Acres und beherbergt im Sommer 300 Rinder, die Kälber
nicht mitgezählt. Zur Ranch selbst gehören 50 Rinder, darunter
auch ein paar schöne Longhorns, und zur Zeit meines Aufenthalts 17
Pferde, aber das ändert sich ständig, da regelmäßig
neue gekauft oder verkauft werden.
Obwohl ich nur ein Doppelzimmer gebucht hatte, bekam ich ein Einzelzimmer mit eigenem Bad
im ehemaligen Ranch House, das als Gästehaus umgebaut wurde. Die Zimmer mit großem
Doppelbett sind sehr urig eingerichtet. Ich war auch überrascht, daß statt
20 Gästen wie im Katalog angegeben nur maximal 10 Gäste aufgenommen
werden. Es gibt auch nur vier Zimmer insgesamt.
Bei meiner Ankunft war noch eine fünfköpfige amerikanische Familie da und Puvin, ein
aus Thailand eingewanderter Amerikaner, der schon mehrmals auf der Ranch
war.
Die Naill Ranch wird nur von Penny und ihrem Mann Gary geführt.
Während des Sommers waren noch drei Helfer da, Romain aus Frankreich,
Theresa aus Schweden und eine schwedische Köchin. Von den dreien habe
ich aber nur Theresa kennengelernt. Die andere Schwedin war bereits abgereist
und der Franzose machte gerade Urlaub in Frankreich.
Außerdem gibt
es noch die beiden Ranchhunde Poncho, ein Border Collie, und die junge
Hündin Molly. Ein Swimmingpool ist auch vorhanden, und in der Nähe
gibt es einen kleinen See zum Angeln.
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1. Tag |
Nach dem Frühstück ritten wir um 10 Uhr los. Wir waren nur
zu viert: Gary, Theresa, Puvin und ich. Ich bekam Willie, einen hübschen,
vierjährigen Paint-Wallach. Die übrigen Pferde waren Poky, Woodrow
und Nirvana. Wir ritten die Weiden ab, prüften Wassertanks und Zäune.
Eine ausgerissene Kuh mußten wir zur Herde zurücktreiben. Um
13 Uhr waren wir wieder auf der Ranch.
Nach dem Mittagessen luden wir die
Pferde in einen Trailer und fuhren zur Weide von einem Nachbarn (alle in
einem Umkreis von 100 Meilen sind Nachbarn!), wo wir einen Stier mitsamt
Herde eintrieben. Diesmal hat uns noch der Cowboy Bill begleitet. Es war
sehr heiß, ca. 30 °C, aber es hat Spaß gemacht.
Am Abend reisten die nächsten Gäste an: Rüdiger (Rudi) und Christa
aus Deutschland und Harry und Sabine aus Österreich.
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2. Tag |
Am Montagmorgen mußte Gary zu einer Beerdigung, so daß
uns Penny begleitet hat. Wir waren nun zu acht. Molly lief nebenher. Um
ihre auf der stacheligen Prärie heißgelaufenen Füße
zu kühlen, mußte sie zwischendurch zwangsweise ein Bad in einem
der Wassertanks nehmen. Sie liebt aber das Schwimmen und geht auch schon
gerne mal mit in den Swimmingpool! Wir haben auch Abschlagen zu Pferde
gespielt, was Spaß gemacht hat. Nach zweieinhalb Stunden waren wir
zurück auf der Ranch.
Am Nachmittag hatten wir eine feste Aufgabe.
Gary war zurück, und wir sollten ein hinkendes Kalb, das uns am Vortag
aufgefallen war, wiederfinden und verarzten. Da Willie einen Satteldruck
hatte, sollte ich diesmal Bill, einen Quarter-Horse-Fuchs reiten. Wir fanden
das Kalb, und Gary fing es mit dem Lasso ein. Nach großer Anstrengung
gelang es ihm und den drei Jungs, das Kalb zu Boden zu werfen und ihm eine
Spritze zu geben. Um 18 Uhr waren wir zurück auf der Ranch.
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3. Tag |
Heute beschlossen wir, einen Tagesausflug zu den Pawnee Buttes zu machen,
zwei für die Indianer heiligen Felstürmen. Wir luden sieben Pferde
in den Trailer (Puvin war gestern abend schon abgereist) und fuhren etwa
eine Stunde über unbefestigte Straßen. Auf dem letzten Hügel
blieben wir schließlich stecken und mußten die Pferde ausladen.
Wir waren jedoch fast da und ritten schon mal los zum Parkplatz, wo Gary
den Pickup abstellte. Insgesamt ritten wir drei Stunden lang um die Buttes
herum. Das Gelände war von kleinen Canyons durchschnitten, und wir
mußten mit den Pferden viel klettern. Ich ritt wieder Willie.
Gary, Harry und Theresa versuchten, den East Butte zu besteigen, aber nur Harry
hat es geschafft. Als wir wieder auf dem Parkplatz ankamen, machten wir
es uns im Schatten des Trailers gemütlich und aßen Cabbage Pockets
und tranken eisgekühlte Cola. Da wir an diesem Nachmittag früh
zurück waren, ging ich eine Runde im Pool schwimmen, während
die anderen in die Stadt fuhren. Tagsüber war es immer noch 30 °C
warm, abends wurde es jedoch merklich kühler. Diesen Abend zog ein
Gewitter über die Ranch hinweg, doch es war so schnell wieder vorbei,
wie es gekommen war.
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4. Tag |
Heute stand wieder Rinderarbeit an. Wir ritten um 9 Uhr los und umkreisten
quasi eine Weide, um sicherzugehen, daß die ganze Herde eingetrieben
wurde. Die Kühe und Kälber sollten gegen Fliegen eingesprüht
werden. Auf der Ranch trieben wir sie dazu in einen Korral.
Nach dem Mittagessen
trieben wir noch ein paar Rinder von einer anderen Weide ein. Nach getaner
Arbeit ließen wir sie wieder laufen. Anschließend versuchten
wir uns im Lassowerfen an einem Rinderkopf aus Plastik auf einem Heuballen.
Klappte gar nicht mal so schlecht, aber mein Finger war schnell wund. Heute
war es etwas bewölkt und windig und nur ca. 25 °C warm.
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5. Tag |
Dieses Mal sattelte ich Willie selbst. Viele Gäste scheinen zu
erwarten, daß Ihnen das Pferd fix und fertig vorgeführt wird.
Ich finde jedoch, daß es zum Reiten dazugehört, außerdem
lernt man es sonst ja nicht! Beim Putzen und Füttern haben wir aber
meistens geholfen.
Wir ritten zu einer Nachbarranch, trieben eine Rinderherde
auf eine andere Weide und waren nach fünf Stunden wieder auf der Naill
Ranch. Heute war es wieder sehr sonnig, aber ein starker, kalter Wind wehte
über die Prärie. Am späten Nachmittag haben wir noch mal
zwei Stunden lang Rinder getrieben und prüften einen Wassertank. Am
Abend übten wir uns im Hufeisenwerfen.
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6. Tag |
Heute morgen gab es keinen konkreten Plan. Wir ritten drei Stunden
lang über die Weiden und sahen nach den Kühen und Kälbern.
Am Nachmittag wollten die anderen ausruhen, doch da es mein letzter Tag
war, hatte ich noch nicht genug und ritt mit Gary und Theresa noch einmal
aus. Heute blies ein starker, warmer Wind, und als wir zurückkamen,
zog ein Sturm auf, der aber auch schnell wieder vorbei war.
Kaum auf der Ranch angekommen, lief uns Sabine entgegen: Harry war beim Fischen am See
von einer Klapperschlange gebissen worden! Er wurde ins Krankenhaus nach
Kimball gefahren und bekam das Gegengift gespritzt. Sein Zustand war stabil,
aber vorsichtshalber blieb er über Nacht im Krankenhaus. Gary und
Penny meinten, es sei das erste Mal, daß ein Gast von einer Klapperschlange
gebissen wurde.
Heute abend sollte ein Nachbar zum Gitarrenspielen kommen,
doch statt dessen mußten auf einmal fast alle raus, um einen Präriebrand
zu bekämpfen! Zum Glück konnte er recht schnell gelöscht
werden. Was für ein Tag! Am nächsten Tag hieß es dann Abschied
nehmen, doch zum Glück war mein Urlaub ja noch nicht zu Ende...
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Fazit |
Penny und Gary waren sehr nett und gastfreundlich. Es ging sehr familiär
zu. Gary hat oft Cowboywitze erzählt. Er forderte uns immer wieder
dazu auf, wie echte Cowboys alle nebeneinander zu reiten, damit man sich
unterhalten kann. Penny hat gekocht und sich um unser Wohlergehen gekümmert.
Die Pferde waren gut. Einen Aufenthalt kann ich insgesamt sehr empfehlen.
Auch ein Aufenthalt von nur drei Tagen ist möglich. Es gibt keinen
festen Anreisetag., üblich ist jedoch meist sonntags.
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Mahlzeiten |
>Das Essen war gut. Zunächst gab es ein amerikanisches Frühstück
mit Toast, Rührei, Bratkartoffeln und Würstchen oder Schinken,
Armen Rittern (French Toast) mit Ahornsirup, leckere, selbstgebackene Cinnamon
Rolls oder Biscuits und Gravy. Nachdem letzteres nicht ganz nach dem Geschmack
der deutschen Gäste war (die Amerikaner scheinen es aber zu lieben!),
stiegen wir auf Cornflakes, Toast, Marmelade und Käse um. Daß
man in Deutschland Käse zum Frühstück ißt, schien
die Amerikaner sehr zu überraschen. Mittags gab es Pizza, Hamburger,
Tortillas oder Salat und abends Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse
sowie Kuchen oder Eis zum Nachtisch.
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empfohlene Ausrüstung |
(Cowboy-)Stiefel
Jeans
langärmelige Hemden
Hut oder Baseball-Kappe und Halstuch
(zum Schutz gegen die Sonne)
Sonnenbrille
Sonnencreme
Wasserflasche
Taschenlampe
Badeanzug
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