Ausgesucht hatte ich mir für diesen Ritt Oregon...
Oregon, auch "Biber-Staat" genannt, liegt im Nordwesten der USA und ist in dem Teil, in dem wir geritten sind, voller Berge und Wälder, Bäche und Seen.
Gebucht habe ich den Trail über eine Agentur für Reiterreisen, nämlich "Pferd & Reiter", was ich durchaus weiter empfehlen kann. Und obwohl ich hier zu Hause Englisch reite fiel mir die Umstellung auf den Westernsattel und das Hackamore nicht schwer.
Durchgeführt wurde der Trail von den Besitzern der "Fir Mountain Ranch", Dominique und Ron Bowers, die schon jahrelange Erfahrungen mit diesem und anderen Trails haben. Sie organisieren alles, mit der Ausbildung der Pferde angefangen bis hin zum Nachtisch der Mahlzeiten.
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Und nun zur Reise:
An einem Samstag morgen ging es hier zeitig los, erst mit der Bahn nach Düsseldorf zum Flughafen, von dort aus nach New York, wo ich Moni treffen sollte. Moni hatte ich ein paar Wochen zuvor über die Mitreitbörse bereits kennengelernt und mir ihr wollte ich nun den zweiten Teil der Reise antreten, um dann eine Woche lang am Trail teilzunehmen.
Sie am New Yorker Flughafen zu treffen war erstaunlicher Weise gar kein Problem, obwohl wir mangels Ortskenntnisse gar keinen Treffpunkt hatten ausmachen können. Den Weiterflug nach Portland/ Oregon haben wir größtenteils verschlafen, weil wir nun schon schrecklich lange unterwegs waren und die Müdigkeit uns einfach umhaute.
In Portland stellte sich uns dann die Frage: wer holt uns ab und wie erkennt er/sie uns? Auch das war kein Problem, da wir die einzigen mit Cowboyhüten an den Rucksäcken waren und daher auch direkt von Dominique, die den Trail führte, angesprochen wurden. Sie hatte noch zwei weitere Mitreiterinnen dabei, so daß wir uns direkt in den ersten Minuten alle kennenlernten. Schnell noch das Gepäck abgeholt und dann ging es noch ca. eine Stunde mit dem Van durch das mittlerweile mitternächtliche Oregon.
Die erste Nacht verbrachten wir dann auf einer Ranch in Parkdale. Morgens wurden uns die Pferde vorgestellt, mit Namen und kleinem Steckbrief über das Alter, die Rasse und besondere Angewohnheiten. Schnell hatte sich jeder seinen Favoriten ausgeguckt und so bekam ich "meinen" Sneakers.
Sneakers ist ein 11 Jahre alter Appaloosa-Wallach, nicht sehr groß, aber kräftig. Auf ihn war in allen Lebens- und Reitlagen mehr als 100% Verlaß.
Er ist bei den Indianern aufgewachsen und hat einen eisernen Überlebens-Willen und -Instikt. Ist er einmal einen Weg gegangen, hat er ihn in seinem großen Kopf auf immer und ewig gespeichert, so daß man mit ihm eigentlich nie verloren gehen kann. Dazu kommt, daß er den "Running Walk" gehen kann.
An dieser Stelle sei noch gesagt:
alle Pferde sind sehr gut für die Trails ausgebildet, sehr trittsicher, mit guter Kondition und sehr gepflegt. Nie hatte ich den Eindruck, sie wären einzig ein "Transportmittel für die Touristen". Tägliche Streichel-Einheiten und Karotten waren selbstverständlich!
Die stundenlange Ritte durch die tiefen Wälder der Badger Wilderness und des Mount Hood Gebietes ähnelten sich meist. Die Wege führten bergauf und bergab, immer wieder und wieder, meist in Serpentinen. Nicht immer konnten wir auf einem Weg bleiben, weil umgestürzte Bäume dort lagen.
Dann hieß es Querfeldein und die Pferde den besten "Weg" suchen lassen.
Die kleinen und großen Bäche, die wir durchqueren mußten haben wir irgendwann nicht mehr gezählt.
Für den Fall das es langweilig klingen sollte: langeweilig war es NIE. Es gab so viel schöne Natur zu betrachten und die vom Pferderücken aus zu sehen und zu erkunden, das hat einfach was! Zudem gab es jeden Tag sozusagen ein Highlight: wunderschöne Aussichtspunkte, Seen, einen Feuer-Wachturm, den wir erklommen.
Dominique, die Trailführerin, hatte während der Ritte viel zu erzählen, über Flora und Fauna, die Geschichte des Staates Oregon, die Geographie und Indiander-Sagen.
In den Camps wurden die Pferde an einer Highline (hohes Seil) mit einem Führstrick befestigt, so daß sie sich zwar in alles Richtungen bewegen und sich wälzen konnten, jedoch keine Chance hatten, zu entkommen. Oder es gab für jedes Pferd einen Corral, je nach Camp.
Für die Reiter war die Unterbringung ähnlich rustikal. Geschlafen wurde zu zweit in einem Iglu-Zelt. Die Camps hatten mal ein mehr und mal ein weniger modernes Plumpsklo. Die Möglichkeit sich zu waschen gab es immer an Pumpen oder im Bach. Je nach Wasserreserve konnten wir auch hin und wieder im Trailer, mit dem der Proviant und das Gepäck transportiert wurde, warm duschen.
Frühstück und Abendessen waren typisch amerikanisch und Dank Ron (Dominiques Ehemann) auch stets sehr, sehr lecker, reichhaltig und abwechslungsreich. Während der täglichen Ritte gab es Sandwiches und Obst.
Die Abende verbrachten wir am Campfeuer, wozu natürlich vorher erst das Holz gesucht und gesägt werden mußte.
Natürlich haben wir dann auch Marshmallows aufgespießt und geröstet. Naja, wer's mag.......
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