Westernlady Babette
auf Abenteuerurlaub in Canada

- Herbst 2002 -

Freitag, 16.08.02 Frankfurt / Edmonton
F r a n k f u r t - F l u g h a f e n , einchecken.......eine ellenlange Schlange. Ich traute meinen Augen nicht, "die wollen alle mit dem gleichen Flugzeug nach Canada???" Für mich, die zum ersten Mal über den großen Teich flog, unvorstellbar. War furchtbar aufgeregt, dann wogen sie mein Handgepäck, puh, zu schwer. Oje, nun gings ans Umpacken - Koffer auf, vom Rucksack was rüber stopfen, nun hatte dieser Übergewicht, aber das war denen egal. Himmel, welch eine Logik!!! Ich war klitschnass geschwitzt. Nun machten wir uns auf den Weg zum Flieger, wieder warten, bis unsere Nummer aufgerufen wurde. Letzte Gelegenheit für eine Zigarette, dann gings los in den Airbus 330 von Air Transat.

Sitzreihen: 3-4-3, ich saß am Fenster, schnaufte tief durch und als der Flieger hoch in den Lüften war, legte sich meine Nervosität, denn nun begann der erste Abschnitt meines Traum-Urlaubes.

Über Grönland öffnete sich die Wolkendecke und wir sahen die ganze herrliche Pracht der Eisberge. Bis Edmonton flogen wir im gleißenden Sonnenlicht über den Wolken. Dank meiner Gummibärchen überstand ich den neunstündigen Flug bestens ohne Zigarettchen.

Ankunft Edmonton, alles lief glatt, auch mit dem Zoll, war nur etwas verwundert über das doch relativ kleine Flughafengebäude. Dann ging die Türe auf und ich sah Conni und Jon sofort. Wir beide heulten vor Freude, es war ein toller Empfang, zumal wir - Jon, Conni und ich - uns ja noch nie "live" gesehen hatten, wir kannten uns nur von Fotos und vom Internet (Chat)!!! Die anderen wartenden Gäste lächelten alle über unsere Jubelschreie. Dann gings mit dem Auto 1/2 Std. nach Hause zu Conni und Jon und das Babbeln, Lachen und Erzählen wollte kein Ende nehmen. Glücklich und todmüde fiel ich dann in mein Bett – Jetlag wunderbar übergangen.

Samstag, 17.08.02
Wir fuhren zu etlichen Flohmärkten, denn ich wollt unbedingt einen gebrauchten Westernhut ergattern, fand ihn auch, genau in meiner Größe!! Konnte ihn gleich abends vorführen, denn wir gingen zu einem Western Saloon mit Live- Music zum Tanzen. Bekam von Conni eine irre Western-Bluse geschenkt und so schaute ich wie ein echte Westernlady aus. Ich war in meinem Element, happy! War sehr erstaunt über die Gäste, zu 90% nur Jugendliche und sie tanzten alle im Westernstil und -look!!! Musste an Elfi aus dem SCR-Chat denken, warum hat sie mir nicht den "two-step" beigebracht? Es schaute toll aus, wie sie alle so über die Tanzfläche "schwebten". Aber beim Rock'n’Roll konnte ich wieder mithalten!!!

Sonntag, 18.08.02
Heute zeigte uns Conni die weltgrößte Mall in Edmonton. Phantastisch.....tausende von Geschäften, Attraktionen, Erlebnisparks für Kinder und Erwachsene extra, Eislaufbahn, Wellenbad, Kinos, Hotel... also, eine Stadt unter Glas. Normalerweise braucht man mindestens zwei Tage, um alles zu sehen. Abends machten wir eine sightseeing tour durch Edmonton. Meine armen Füße, war stehend k.o.

Montag, 19.08.02 Edmonton/Ranch
Nun begann der zweite Abschnitt meines geplanten Urlaubes. Und zwar Richtung Rocky Mountain House zur "working-ranch - ride the wind". Drei bis vier Stunden brauchten wir, bis wir dort ankamen. Diese Ranch liegt abseits von Allem, mitten in einem hügeligen Waldgebiet – suuuuuper -. Wir wurden von Hans und Kathy (ein junges schweizer Ehepaar mit einem fünfjährigen Sohn - sie hochschwanger) freundlich begrüßt und bezogen unser sehr komfortables Blockhaus (tolle Einrichtung mit zwei riesengroßen Doppelbetten, Bad, Heizung, Kühlschrank und Kaffeemaschine). Große Verabschiedung von Conni und Jon, sie fuhren wieder nach Hause. 19.00 Uhr Abendbrotessen im Haupthaus an einem langen Tisch mit noch einem englischen Ehepaar mit drei Kindern. Natürlich wurden anschließend die Pferde besucht, die hinter dem Haus friedlich grasten und dösten.

Dienstag, 20.08. - 25.08.02
Großer Reinfall! Diese Ranch war gar keine "working ranch"!!! Auf ihrer Homepage versprachen sie, dass man entweder den ganzen Tag mit den Cowboys unterwegs sein könne oder Kanufahrten, Unterricht im Horsemanship etc. … Doch nichts von all dem wurde praktiziert. Nur ein zwei- bis dreistündiger Ausritt am Morgen. Das war's dann auch schon. In meinen Augen Betrug am Touristen!!! PS: Sie haben ihre Homepage jetzt auf den neuesten und wahren Stand geändert! Einen erfreulichen und überraschenden Lichtpunkt gab es doch in dieser Woche: eine ganz liebe Chatfreundin hatte mir eine Mail geschickt und uns alles Liebe und Gute für die Canada-Zeit gewünscht. Danke Anna2, die Überraschung ist dir echt gelungen, hab’ mich riesig darüber gefreut.

Sonntag, 25.0802 Ranch / Hinton
Endlich war diese langweilige Woche rum, Conni und Jon holten uns ab und los ging es zum nächsten Abenteuer nach Hinton. An einer Raststätte wurden wir von Dave Nr. 2 , Crewmitglied von Dave Manzer, Wild Rose Outfitting, abgeholt. Wir bogen in ein Seitental ab Richtung Gran Cache zur Rock Lake Lodge, um dort zu übernachten, denn am Montag sollte ja unser 7-Tage-Trip durch den Willmore Wilderness Park starten.

Erstes kleines Abenteuer: Es war inzwischen 22.00 Uhr, stockdunkel und die Strasse schlängelte sich durch die Wildnis. Nach einer Weile rutsche Dave's Nase immer näher zum Lenkrad – war er nachtblind oder was war los??? Else und ich kicherten, es sah köstlich aus, da Dave nun mal nicht der größte Mann war und er kaum über das Lenkrad schauen konnte.

Ich fragte aus Jux und Blödsinn: "Dave, bist du dir sicher, dass dies der richtige Weg ist?" Und prompt kam seine Antwort mit einem sehr ernsten Gesicht: "Nöööö, ich bin diese Strecke noch nie im Dunklen gefahren, weiß überhaupt nicht, wo wir sind!"

Zuerst dachte ich, dass sei sein canadischer Humor, doch oje, er hatte sich echt verfahren! Nächtliche Irrfahrt in der Wildnis, na super, fängt ja gut an. Er wendete, wir fuhren wieder retour zu einem kleinen Camp, dort saßen junge Leute um ein Lagerfeuer. Eine nette junge Canadierin stieg zu uns ein und zeigte ihm den richtigen Weg.

Inzwischen war es 23.30 Uhr. Nächste Frage, ob überhaupt noch jemand wach ist auf der Lodge und wir unser Zimmer bekommen werden??? Unser Zimmer bekamen wir nicht im Haupthaus, sondern wir tapsten im Dunklen mit dem gesamten Gepäck über Stock und Stein bis zu einer riesengroßen Blockhütte. Kein Strom, kein Licht, nur ne alte Karbidlampe und ein Holzofen. Toilette und Bad ohne Licht, so fiel das Waschen (unter Taschenlampen-Beleuchtung) nur notdürftig aus. Aber, da wir so müde waren, fielen wir nur noch in die Betten und alles andere war uns vollkommen egal.

Montag, 26.08.027 -7 Tage Wildnis
Jetzt erst, am hellen Morgen, sahen wir, wo wir untergebracht waren: niegelnagelneue Blockhäuser. Wunderschön gelegen, aber halt noch nicht 100% fertig. Wir packten einige Sachen um, denn für unser nächstes Abenteuer durften wir nur ein Gepäckstück mitnehmen, plus Schlafsack und Unterlage. Der Rest sollte irgendwo deponiert werden.

Wir frühstückten im Haupthaus, wo uns Dave Nr. 2 schon erwartete und los gings zum Ausgangspunkt von unserem 7-Tage-Trip in den Willmore Wilderness Park. Dort angekommen, sahen wir ein wildes Durcheinander von Menschen, Pferden und Autos. Gespannt schauten wir zu, wie die Packpferde beladen wurden. Sehr gewissenhaft wurden die zwei Plastikkanister und leichtes Gepäck gewogen, verpackt und verschnürt. Dann wurden uns "unsere" Pferde zugewiesen.

Wir waren vier guests und jeder versuchte ein liebes Kennenlern- und Zwiegespräch zu seinem Pferd, das einem ja jetzt für eine Woche gehörte, zu führen. Dann ging's endlich los, wir ritten durch ein Gelände, das ständig anstieg. Es war ein gemütlicher Einstieg in die Wildnis. Nach 3 1/2 Std. kamen wir im Camp an.

Die Packpferde, die einen anderen Weg genommen hatten, waren schon da und zum Teil von ihrer Last befreit. Wir banden unsere Pferde fest und machten uns dann auf die Suche nach unserem Gepäck und unserem Zelt. Die Zelte der Crew und der Gäste standen weit auseinander, aber rund um das Wigwam von Dave Manzer - auch Dave Nr. 1 genannt - .

Zeltbeschreibung: in der Art wie unsere Partyzelte 2x2m, aber mit einem spitzen Dach und dann noch leicht am Hang stehend, doch das merkten wir erst, als es mal Nachts regnete...muss ich noch mehr sagen??? Zeltboden war nur eine Plane, die frei auf dem holprigen und von dicken Wurzeln durchzogenem Boden lag und öfters von kleinen Waldmäuschen unterwandert wurde und laufend dreckig war von unseren Stiefeln.

So, nun schnell Schlafsack und Untermatte ausrollen und ab zur Küche. Inzwischen waren alle Pferde mit einer kleinen Kuhglocke und Vorderlauffesseln versehen worden und auf eine weit entfernte Koppel getrieben, wo sie die ganze Nacht grasen konnten.

Küchenbeschreibung: ein sehr großes geräumiges Zelt mit einem für mich noch nie gesehenen Ofen. Irre, like wild western art, ein uraltes Stück, der mit dicken Holzscheiten ordentlich gefüttert wurde. Links ein Behälter für das warme Wasser und rechts eine Klappe = Backofen mit zwei Schienen. Die Tische waren selbst aus Baumstämmen und dicken Holzplanen gezimmert, und wir saßen auf den Packboxen. Kerzen standen auf dem Tisch (war die einzige Beleuchtung).

Sehr gemütlich und warm - dank diesem Bollerofen – und unsere Phyllis, eine wahre Zauberkünstlerin, servierte uns jeden Tag was neues, leckeres auf den Teller. Nach dem gemütlichen Abendessen - sogar mit chilenischem Rotwein - ging's raus ans Lagerfeuer.

Holzstämme waren unsere Bänke. Dave Nr. 1 holte seine Gitarre und sang mit einer sehr schönen Stimme lovely Westernsongs zum wildflackernden Lagerfeuer, hmm, das tat meiner Seele gut. Dann gings auf zur ersten Nacht in einem Zelt und Schlafsack schlafen. Für mich war das Neuland. Hörte noch Sohnemanns (Michael) wertvolle Tipps und legte all meine Klamotten unten in den Schlafsack, damit sie morgens erstens trocken und zweitens warm waren. Ich schlief super schnell ein.

Dienstag, 27.08.02
Puuuh, war das kalt, als ich aus dem Zelt kroch, schnell lief ich zur Küche und holte mir meinen ersten heißen Kaffee, es war 7.30 Uhr, außer der Crew schlief noch alles. Ich genoss von nun ab jeden Morgen diese Stille und die knuffige Wärme vom Ofen, setzte mich an den Tisch und schrieb in mein Reisetagebuch.

Alles war furchtbar aufregend und neu für mich. Draußen hörte man die Eichhörnchen laut toben, das leise Schnauben der Pferde. Wurde an vergangene Tage erinnert, als ich zuschaute, wie der Kaffee aufgebrüht wurde. Oder über die canadischen Essgewohnheiten: morgens kräftig und warm, zu Mittag nur was Kaltes und abends da wird mal richtig reingehauen. Für mich eine große Umstellung, da ich zuhause nie frühstücke, und abends nur eine Kleinigkeit aß (kalt). Aber ich habe hier schnell begriffen, dass es schon sehr zweckmäßig ist, morgens gut und ausgiebig zu essen, damit man nicht entkräftet vom Pferd fällt!!! Denn heute geht es los.

Es war nicht anstrengend. Kletterten mit den Pferden bis über die Baumgrenze und hatten von dort einen himmlischen Rundumblick, besonders auf die Rockies von Jasper. Dann kletterten einige zu Fuß den Berg bis zum Gipfel hoch. Ich zog es vor in der warmen Sonne ein Nickerchen zu machen und zu träumen. Der Wind piff mir dabei gewaltig um die Ohren. Ein sagenhaftes Gefühl. Beim Heimritt, welch ein Anblick, eine Schwarzbär-Mama mit ihrem Baby! Etwa 500m vor uns, aber mit einer irren Geschwindigkeit, stürmte die Bärin den Berg hinauf und das Kleine hoppelte hinterher. Wir beobachteten die Beiden noch lange bis sie außer Sichtweite waren. Wow, mein erster Bär in Canada, doch es sollte noch anders kommen, davon später.

Mittwoch, 28.08.02
Heute ritten wir eine große Tour - über sieben Stunden - kletterten mit den Pferden auf einen Berg wieder weit über die Baumgrenze hinaus. Es war ein harter und langer Anstieg. Zwischendurch liefen mir die Tränen über das Gesicht, konnte diese Wildheit der Natur nicht verkraften, es war überwältigend wie wir auf Trampelpfaden durch das Gestrüpp und den Wald ritten.

Oben angekommen, welch ein Ausblick! Ringsum nur hohe, zum Teil schneebedeckte, Berge. Die Mittagspause hatten wir uns redlich verdient. Während ich es mir wieder gemütlich machte, lag ich auf meiner Windjacke und schaute mir diese winzig kleinen Bergblümchen an, die sich mühsam hier durch den Boden streckten. Sie waren nicht größer als drei Zentimeter und blühten in allen Farben. Beobachtete die dahinrasenden Wolken über mir, aber, was mich immer wieder erstaunte, weit und breit nichts zu hören, nur das Rauschen des Windes, ansonsten absolute Stille, manchmal war das für mich sehr beängstigend.

So, nun ging es an den Abstieg, zuvor bekamen wir Instruktionen, wie wir das am besten meistern könnten und sollten. Als ich mit meinem Pferd am Abhang stand, wurde es mir sehr, sehr eng um's Herz, es schlug mir bis zum Hals. Da ging es fast senkrecht auf einer Schiefersteinhalde nach unten.

Wir mussten in langen Abständen nacheinander in sehr großen Serpentinen runter. Ich vertraute 100% auf meinen Jeller, er war zwanzig Jahre alt, hatte viel Erfahrung, war sehr vorsichtig und sicher.

Ich ritt hinter Dave Nr. 2, und konnte so genau beobachten, wie er ritt . Gewichtsverlagerung nicht nur nach hinten sondern auch zum Hang, um das Pferd zu entlasten. Puuuh, wir kamen alle heile runter und machten eine kleine Verschnaufspause, nicht nur für uns, sondern hauptsächlich für die Pferde. Da musste ich Dave Nr. 2 einfach mal umarmen und mich für diesen aufregenden Tag bedanken. Seine Augen strahlten, er schien dies wohl nicht gewohnt zu sein.

Dann gings im Galopp zurück zum Camp. Und nun zeigte mir Else, wie man sich im Freien (hinter unserem Zelt) vom Kopf bis Fuß mit zwei Liter Wasser waschen kann. Wir hatten eine kleine Waschschüssel. Bis ich mit den Füßen fertig war, war ich oben schon trocken, die Sonne war noch kräftig. Socken und Unterwäsche wurden auch noch schnell durchgewaschen, zum Trocknen über die Gebüschzweige gelegt. Und ich fühlte mich wie neugeboren.

Nach dem guten Abendessen blieben wir dieses Mal in gemütlicher Runde im Zelt und erzählten, jeder so ein bisserl von sich. Da kamen zwei Ranger zu Besuch. Sie erzählten, dass im Nachbarcamp (8 km) ein Grizzlybär gesichtet worden sei, und ob der bei uns auch wäre. Aber bei uns ließ der sich nicht blicken, nur in dieser Nacht heulten die Wölfe sehr laut und ausgiebig.

Donnerstag, 29.08.02
Heute sind wir (zehn Reiter) zu einem Bergsee geritten. Auf dem Weg dorthin, verfolgten wir eine ganze Weile die Spuren eines Grizzlybären. Es waren beklemmend große Abdrücke, die wir in dem feuchten Boden sahen. Zum Glück ließ er sich nicht blicken, so ritten wir weiter bis zur Baumgrenze hoch.

Wunderbar, wenn nur nicht diese dicken, schwarzen Gewitter-Wolken gewesen wären. So mussten wir nach einer halben Stunde unsere Pause abbrechen. Das Gewitter kam mit einer rasenden Geschwindigkeit auf uns zu, schon blitzte und donnerte es gewaltig und das Unwetter stürzte sich mit Hagel und Regen auf uns nieder. Schnell zogen wir unsere dicken Regenchaps (sie gingen bis runter zum Stiefelabsatz) an und auf gings zurück zum Camp.

Anscheinend war mein Regenmantel nicht ganz dicht, denn ich hatte klitschenasse Jeans am Schluss. Sie hingen dann zum Trocknen in der Küche hinterm Ofen. Nach dem Essen saßen wir noch alle ein bisserl am Lagerfeuer und lauschten den Songs von Dave Nr. 1. Heute gings früh ins Bett - 21.30 Uhr - es war dann doch etwas ungemütlich und kalt am Lagerfeuer - vorne heiß und hinten eiskalt.

Freitag, 30.08.02
Heute nacht hatten wir Besuch von einem Mäuschen im Zelt, niedlicher kleiner Flitzer, denke, es hatte mehr Angst vor uns, als wir vor ihm, denn ruckzuck war es unter der Plane durch gehuscht und ab nach draußen.

Oh, es regnet noch immer, dicke Wolken hängen ganz tief unten an den Bergen. Alles ist feucht im Zelt. Zum Glück hatte ich ja meine Klamotten unten im Schlafsack verstaut und somit knuffig warm und trocken. Oh, oh, ich habe meine restlichen Zigarettenpackungen im Auto von Dave Nr. 2 am Ausgangspunkt liegen lassen, grrr, aber eine nette Lady von der Crew hatte Mitleid mit mir und rollte mir ein paar von ihrem Tabak.

Nach dem Frühstück hörte der Regen auf, und wir unternahmen einen Gratwanderritt!!!. Das heißt: erst einmal den Berg hinauf und oben ging es dann von einem Berg zum anderen .Wie große Wellen reihte sich ein Berg an den anderen und mit einem wunderbaren Rundumblick wurden wir immer wieder auf's Neue belohnt.

Aber dieser Abstieg, oje, der war gewaltig. Kein Weg weit und breit zu sehen, auch kein Trampelpfad, mitten durch das wild zugewachsene Dickicht. Zwei Leute von der Crew ritten voraus und brachen Äste ab, damit wir etwas leichter durchkamen. Zum Glück hatte ich ja meine Leder-Chaps an, die hielten viel von dem Gestrüpp hab. Und das Ganze oft genug mit 70% Gefälle.

Ich atmete leicht auf, als wir wieder auf einem halbwegs normalen Trampelpfad waren. Geschlaucht, aber überglücklich kamen wir im Camp an. Nur Wenige blieben nach dem Abendessen noch auf. Doch Phyllis holte auf einmal Popcorn in einer Packung her und diese wurde über das Lagerfeuer gehalten. Hey, wie das unter dem Deckel knallte, und es schmeckte wunderbar. Um 22.30 Uhr verschwand dann alles in die Zelte.

Samstag, 31.08.02
Hui, war das kalt heute Nacht!!! Wieder hörte ich nachts die Wölfe heulen. Hatte keine Angst, es war nur ein komisches Gefühl, sie so nah zu hören, aber für mich sehr aufregend und neu. Konnte trotzdem gut schlafen.

Als ich heute morgen aus dem Zelt krabbelte, war alles weiß von Raureif überzogen. Oben in den Bergen schneite es. Nach dem Frühstück ging es zum letzten Mal on tour – climbing and hiking war angesagt.

Der Himmel hatte sich gelichtet und los ging es mit fünf Reitern. Aber es war - wie immer – einfach umwerfend schön. Doch, als wir oben ankamen, zogen schon wieder dicke Wolken auf und die einstündige Bergbesteigung zu Fuß musste ausfallen. Schade, so aßen wir nur was und machten uns dann wieder auf den Heimweg.

Wir waren trotzdem fünf gemütliche Stunden unterwegs, die mir mal ganz gut taten. Man kann bei so einem stressfreien Ritt himmlisch träumen und die Seele baumeln lassen. Abends saß ich dann alleine am Lagerfeuer, und ließ diese Woche Revue passieren. Kann immer wieder nur sagen, diese Tour war es echt wert.

Wir Großstadtkinder wissen ja fast nicht mehr, dass "Natur pur" so schön sein kann. Während ich so vor mich hin träumte, kamen auf einmal fast alle wieder aus ihren Zelten und setzten sich zu mir ans Feuer, lachten, sangen Dave Nr. 1 erzählte wieder wild Stories und so krochen wir um 23.00 Uhr in unsere Schlafsäcke.

Dort musste ich doch noch mal herzhaft lachen und zwar hatte ich am Morgen die "haus-eigene Toilette" mal wieder besucht. Eine verwegene, wilde, aber sehr gut durchdachte Konstruktion: Man setzte sich auf den glattgehobelten Sitzbalken und ließ alles hinter dem Bretterverhau plumsen. In einer seitlich aufgeschnittenen Blechdose lag die Klopapierrolle und am anderen Baum warf man das benutzte Papier in eine Plastiktüte hinein. Dann nahm man eine handvoll lose Erde und schüttete sie hinter den Bretterzaun. Somit verschwand alles und der Nächste fand eine saubere "Toilette" vor.

Sonntag, 01.09.02
Großer Aufbruch, alle Pferde - außer den Reitpferden – wurden bepackt, denn es ging wieder zurück zum Ausgangspunkt. Alles ging viel zu schnell vorbei, doch der letzte Teil meiner Canada-Reise stand mir ja noch bevor und so fiel mir der Abschied aus diesem Lager nicht besonders schwer, zumal dicke, dunkle Schneewolken immer näher kamen.

Wieder ritten wir gemütlich 3 1/2 Std , dort angekommen, war mein erster Gang zu Dave's Truck, denn dort lagen ja meine Zigaretten. Jubel, endlich wieder meine eigenen.

Nun wurde herzlich Abschied genommen, Mail-Addis ausgetauscht und weiter gings zur Rock Lake Lodge für eine Übernachtung.

Dieses Mal schliefen wir in einem riesengroßen Raum im Haupthaus, und, was wir ausgiebig genossen, war die heiße Dusche!!! Welch eine Wohltat, wie das Wasser über meinen Rücken lief, wollte gar nicht mehr raus und wieder ein normales WC. Die Zivilisation hatte uns wieder und ich fand sie himmlisch.

Montag, 02.09.02
Dave Nr. 1 kam zum Frühstück und dann brachte er uns wieder nach Hinton, wo Conni uns erwartete. Natürlich mussten wir ihr erst alles erzählen, was wir in der vergangenen Woche erlebt hatten und ich rief zuhause an. Als ich die Stimme von meinem Mann hörte, hatte ich einen dicken Kloß im Hals stecken, brachte kaum einen Ton heraus. Er freute sich auch riesig, denn er hatte ja von mir nun eine Woche lang überhaupt nichts gehört oder gewusst.

Komisch, da hört man sich nur ein paar Tage nicht und trotzdem kommt es einem vor, als sei man eine Ewigkeit voneinander getrennt gewesen. Ich war happy. Nun gings mit Connis Auto weiter Richtung Jasper nach Pocachontas zu den Hotsprings. Dort quartierten wir uns zu dritt in ein Motel ein, gingen ein wenig spazieren, schauten uns die dampfende Quelle und das Bad an. Ich selbst hatte keine Lust mehr, dies auszuprobieren, war echt zu faul. Wir klönten noch ein wenig und schliefen dann herrlich durch.

03. - 07.09.02 Jasper – Calgary
Wir fuhren nach Jasper und machten einen ausgiebigen Stadtbummel, denn unser eigentlicher Ausflugstrip - Mt. Whistler mit der Bergbahn - musste ausfallen wegen zu tiefhängender Wolken und diese Wolken verfolgten uns noch die ganze Woche, leider. Denn dadurch konnten wir einige "Muss - Besichtigungen" nicht sehen.

Also genossen wir den Stadtbummel und vergaßen darüber vollkommen, uns um eine Übernachtung zu kümmern. Alle Motels waren belegt oder viel zu teuer - Jasper war halt eine echte Touristenstadt - und das bekamen wir jetzt zu spüren. Wir fanden dann in der Dunkelheit noch ein B&B , das einer Österreicherin gehörte. Sie war wahnsinnig nett zu uns, packte in aller Eile noch den Kühlschrank voll und so hatten wir wenigstens noch was zu essen.

Am nächsten Morgen, die Wolken hingen immer noch tief, entschlossen wir und dann, ab auf den Highway 9 zu fahren Unser nächstes Ziel, waren die Althabasca Falls. "Über sieben Brücken musst du gehn", musste immerzu an dieses Lied denken, als wir von einer Brücke zur nächsten gingen. Leider hatte die Schlucht nur wenig Wasser, wegen der allgemeinen Trockenheit in Alberta, aber ich konnte es mir lebhaft vorstellen, wie es sein müsste, wenn das Wasser mit lautem Getöse und voller Wucht in die Schlucht hinunter fällt.

Unten angekommen wartete Else und ich auf Conni, sie wollte mit dem Wagen außen herum fahren und uns dort wieder einfangen. Wir warteten und warteten, eine Stunde ging vorbei und keine Conni war zu sehen. Wo blieb die denn?? Bis wir auf ein Mal heraus fanden, das sind keine sieben Brücken, sondern acht.

Oje, nun rannten wir aber den Berg hinunter und siehe da, da war auch unsere Conni. Sie hatte sich echt Sorgen um uns gemacht, weil wir nicht kamen. Großes Gelächter der Erleichterung.

Und weiter ging es zu den Sunwapta- Falls. Hier tobte, schäumte das Wasser und zwängte sich aus drei Richtungen kommend in eine enge Schlucht. Ich war fasziniert von diesem Naturschauspiel, doch dann fuhren wir zum Columbia-Icefield.

Es war spät Abends, als wir dort ankamen und nahmen uns im Motel erst mal ein Zimmer. Von weitem konnten wir den mächtigen Gletscher sehen, auf dem wir am nächsten Morgen mit dem Snowcoach eine 55- minütige Fahrt unternehmen wollten. Doch wieder machte uns das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Es hatte die ganze Nacht geregnet und von dem Gletscher war am Morgen nix mehr zu sehen.

So fuhren wir leicht niedergeschlagen weiter zum nächsten Ziel und das sollte der Peytolake sein. Kaum kamen wir an diesem Bergsee an, fing es an zu schneien! Und bitterkalt war es hier oben. Also, wieder ins Auto und weiter nach Lake Louise.

Dort schien, welch ein Wunder, die Sonne. Else und Conni fuhren noch weiter, sie wollten eine Eisenbahn beobachten, die so lange ist, dass, wenn die Lokomotive oben an der Bergspitze wieder aus dem Berg heraus kommt, man unten im Tal noch immer den letzten Wagen sehen kann.

Ich machte es mir am Lake Louise gemütlich. Beobachtete die Touristen, die Berge und das Spiel der schnell dahin eilenden Wolken. Genoss ein wenig die Ruhe, endlich mal wieder alleine sein. Den Abend verbrachten wir im Motel.

Am nächsten Morgen fuhren Else und ich mit der Bergbahn auf ein Plateau, das im Winter ein Skiparadies sein muss. Wir hatten einen herrlichen Blick von hier oben auf die zum Teil schneebedeckte Bergwelt. Es wurde fleißig gebaut an einer dritten Seilbahn. Und unten an der Bergstation ein riesiger Baukomplex für den Après-Ski.

Am Nachmittag ging es weiter zum Moraine- Lake. Ein wunderschöner Bergsee, er schillerte in der Sonne in den verschiedensten Grüntönen, aber eiskalt. Hier wurde uns erzählt, dass sich vor Jahre ein Braunbär angesiedelt haben soll. Und am Anfang vieler Wanderwege stand immer ein Warnschild, dass man nie alleine hier spazieren gehen solle, sondern immer in einer Gruppe von mindestens fünf Leuten. Naja, wir sahen ihn leider nicht, alles war still, als wir einen kleinen Rundgang um den See unternahmen.

Banff war unser nächstes Ziel. Ein wunderbares, kleines Touristen-Städtchen. Ein ausgiebiger Geschäfte-Bummel war vorprogrammiert, aber zuerst ging es zu dem sehr beeindruckenden Banff Springs Hotel. Ein pompöser Prunkbau, den wir auch von innen besichtigten, im viktorianischen Stil gebaut. Hinter diesem Hotel stürzt sich der Bow River in schäumenden Kaskaden der Bow Falls über kleine Gelände-Stufen hinunter.

Und nun gings auf die Flaniermeile von Banff. Am besten gefiel mir das Warenhaus der "Hudson Bay Company", hier konnte man alles finden, wovon ein Westernfanherz nur träumen konnte. Es fiel mir sehr schwer mit leeren Händen da wieder rauszugehen, doch ich merkte, es war vieles um einiges teurer, als sonst wo und gegen Abend erlebten wir einen fantastischen glühende Abendhimmel.

Wir fuhren dann noch nach Canmore, wo wir unsere letzte Nacht in Canada bei einer sehr netten, jungen schweizer Familie verbrachten. Doch bis wir diese fanden, vergingen Stunden. Wir fanden das Haus nicht. Drei mal fuhren wir um's Carree - nichts. Dann stieg ich aus, klingelte bei fremden Leuten, sozusagen bei Nachbarn, denn wir waren in der richtigen Strasse, wussten aber nicht die Hausnummer.

Niemand kannte dieses B&B. Wir riefen dort an, da ging nur der Anrufbeantworter dran. "Darf doch nicht wahr sein", dachte ich, und lief dann von einem Haus zum anderen, mit einer Taschenlampe bestückt, und da fand ich es endlich. Sie hatten vergessen das B&B-Schild zu beleuchten.

Und nun der Hammer, an der Türe hing ein Zettel: "Liebe Barbara, wir sind nicht zuhause, aber die Türe ist offen. Gehe bitte in die Küche, dort liegt ein Telefon und rufe uns unter dieser Nr. an, wir kommen dann".

Ich hielt die Luft an, öffnete vorsichtig die Tür, und da kam mir ein junger Mann entgegen, du meine Güte, bin ich erschrocken, sah ja aus, als wäre ich eine Einbrecherin. Doch, es klärte sich alles auf. Er war auch ein Gast, ein junger Engländer, der TV schaute.

Ich rief nun den Besitzer an und er kam auch kurz darauf, so, als ob das alles ganz normal wäre. Ich musste mich erst einmal hinsetzen und ne Tasse Kaffee trinken. Wäre doch in Old Germany unvorstellbar.

Wir kauderwelschten in englisch, schwyzerisch und deutscher Sprache kreuz und quer, es war köstlich. Der Abschied fiel mir am nächsten Morgen sehr schwer, irgendwie war ein Funken übergesprungen zwischen dem jungen Ehepaar und mir. Doch Calgary rief nach uns.

Am Olympiastützpunkt erwartete uns ein ehemaliger Schwabe - Charlie. Er war ein guter Bekannter von Conni und er wollte uns eigentlich Calgary zeigen, doch leider hatte er keine Zeit, sodass er uns nur in die City lotste, wir würden ihn erst am Flughafen wieder sehen.

Wir stellten unser Auto ab und liefen dann den ganzen Tag kreuz und quer durch die Strassen. Meine Füße spürte ich schon lange nicht mehr und war froh, als wir im Flughafen ein nettes Lokal fanden und ich mich endlich mal setzen konnte. Bestellte mir ein großes Bier und was Gutes zum Essen. Else und Conni wollten zum Nachtisch noch ein "kleines" Eis essen. Die Bedienung schaute etwas skeptisch und grinste beim Weggehen. Und als das Eis kam, ein lauter Schrei von den Beiden. Es war ein riesengroßes Eis, so hoch, dass ein Metzgermesser mit dabei lag, um es klein zu bekommen. Und die Zwei aßen es tapfer auf, aber unter großem Gestöhne "mir ist schlecht" "ich kann nicht mehr" "ich platze".

Dann kam Charlie und das hieß nun für uns Abschiednehmen von Conni. Oje, es war ein sehr komisches Gefühl, denn in dieser einen Woche sind wir beide uns doch sehr nah gekommen und hatten uns lieb gewonnen. Eine Internet-Freundschaft war zu einer echten Freundschaft zusammen geschmolzen.

Es war ein bedrückendes Gefühl und ein endgültiges Abschied-nehmen von Canada, das ich sehr, sehr in mein Herz geschlossen habe, mit all den vielen lieben, netten Leuten, die ich in diesen drei Wochen kennen gelernt hatte. Kleine Tränchen kullerten, viele Bussis wurden getauscht und dann, dann gings zum Flugzeug - wieder nach Hause, wo ich schon sehnlichst erwartet wurde.

Alles war nun vorbei, doch mein Traum hatte sich erfüllt und die Wirklichkeit war noch viel, viel schöner als ich es je gedacht hatte. Und noch lange werde ich an die vielen, schönen und glücklichen Stunden zurückdenken.

Babette, die Westernlady

 

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