Josef und Sabine Hoessl sind nach Canada ausgewandert.
Hier erzählt Josef seine aussergewöhnliche Geschichte...



Seit Anfang der sechziger Jahre flog ich berufsmäßig, auch als Testpilot für die DFVLR. Mein Hobby war Kunstflug und ich war Deutscher Meister 69-71-73 und Europameister 1971. Im Jahr 1981 überfuhr mich ein betrunkener Autofahrer auf einem Parkplatz und meine Flieger- Kariere war Vergangenheit.

Nachdem ich auch unter vielem anderen eine schwere Gehirnverletzung hatte, dauerte die Heilung lange. Bis Ende 82 schleppte man mich von einer Reha in die andere. Anfangs konnte ich weder lesen, schreiben noch richtig sprechen. Dann erteilte mir mein Arzt einen guten, aber scheinbar recht seltenen Rat. Er glaubte, daß der einzige Weg zur vollständigen Heilung nur dadurch erfolgen könne, indem ich zusammen mit meiner Frau Sabine in die absolute Einsamkeit ginge und dort von vorne anfangen solle.

Nun, ehe ich anfing gewerbsmäßig zu fliegen, hatte ich eine Schreinerlehre und eine abgeschlossene Holz - Ingenieurausbildung hinter mir und die kamen mir nun hier sehr zugute. Ich kann nur sagen, der Rat war ausgezeichnet.

Wir kauften von dem bißchen Geld, das nach den langen Krankenhaus-Aufenthalten noch übrig war (der betrunkene Autofahrer hatte keine Versicherung abgeschlossen und das Nummernschild war vom Nachbarn "ausgeliehen", wodurch keine Versicherung sich angesprochen fühlte) die kleine "Spirit Ranch". Sie hatte 80 acres und die Wiesen, die voller Bäume noch nicht einmal Heu für ein Dutzend Kühe hergaben, mußten erst gerodet werden.

Also, das war schon was, besonders, wenn man durch den langen Krankenhausaufenthalt ziemlich geschwächt ist. Heute besitzen wir gut 750 Acres und etwa 100 Rinder und haben das alles ohne fremde Hilfe geschafft.

Schon 1984 fingen wir mit Gästen an. Wir bauten eine hübsche Cabin, eigentlich mehr ein Charlet, direkt am Big Creek, dem glasklaren Fluß, der durch unser Grundstück führt. Und die ersten Gäste waren so begeistert, daß sie fast jedes Jahr wiederkamen. Dann fing ich 1996 an, die Lodge zu bauen. Die massiven Logs sind aus weißer Zeder und die drei Stockwerke addieren sich zu 750qm.

So, und nun müssen wir die 5 Gästezimmer und eine neue Cabin füllen. Wir leben hier ja ziemlich abgeschnitten: der PC läuft mit Satelliten-Antenne, aber wir haben wenigstens öffentlichen Strom. Das Telefon und Fax ist ein altes Militär-Gerät und wird durch eine private Firma per Funk betrieben, was natürlich ziemlich teuer ist...

Hier nun einige Infos zu unserem Ranch-Betrieb:
Wir haben 15 Pferde. Die meisten sind Quarter Horses und Vollblüter, aber wir haben auch zwei Tennessee Walker (für ältere Jahrgänge mit Kreuzproblemen) und einige gute Ranch Horses (Quarter Horse/Vollblut Mix).
Unsere Gäste reiten gewöhnlich nach eigenen körperlichen Gegebenheiten. Gute Reiter bringen das leicht auf einen ganzen Tag. Anfänger trainieren erst ein paar Stunden mit Absitzen. Also, jeder wie er will, da ist überhaupt kein Zwang. Die Hauptsache ist, es gefällt dem Gast.
Die Profis reiten morgens ab und kommen abends wieder. Gewöhnlich reiten wir erst einige Tage mit den guten Reitern und zeigen ihnen die Gegend, da wir in einer absoluten Einsamkeit leben. Dann können die Profis alleine los. Wir besprechen mit ihnen die Route durch, vereinbaren eine Zeit, bis wann sie wieder zuhause sind, und ab gehts. Unsere Cabin (Hunter Cabin im Herbst) ist 25 km im "Niemandsland" und manche übernachten dort. Es gibt viele Trails durch die teilweise dichten Wälder, sodaß alle möglichen Strecken geritten werden können.
Unser nächster Nachbar ist 5 km nördlich, dann kommt lange nichts und zum Einkaufen fahren wir 125 km, südlich unserer Ranch ist dann die nächsten 100 km, außer den 3.000 m hohen Coast Mountain, niemand. Ganz Big Creek hat nicht mehr als 50 Einwohner, die sich über eine Fläche von Frankfurt verteilen. So ungefähr 50 km im Umkreis um unsere kleine Community Hall. Wir leben am südlichen Ende Big Creeks.

Unsere Rinder-Herde bleibt bis 15 Mai hier am Homeland - am Futter- , bekommt die Kälber und dann ist Round up für die Spring Range, die sich direkt an unsere Ranch anschließt. Dort müssen die Cows regelmäßig gecheckt werden. Das bedeutet Cowboying für die Gäste.
Am 10. Juni ist wieder Round up und die Herde kommt auf die Sommer Range, die 20 km südlich liegt und die wir zusammen mit einem Nachbarn teilen, der 25 km nördlich unserer Ranch seine eigene Ranch betreibt.
Die Sommer Range ist ca. 20.000 ha groß und liegt in einem Provincal Park, dem Big Creek Park. Der Park garantiert halt, daß kein Baumfällen stattfindet und alles so bleibt, so unberührt wie es jetzt durch die Einsamkeit erhalten ist. Dort sind große Wiesen, natürlich inmitten riesiger Wälder, und die Rinder müssen von Zeit zu Zeit auf eine andere Wiese getrieben werden, damit diese nicht übergrast wird. Das sind so die Cowboy - Tage für die Gäste. Jedes Cowboying ist natürlich im Preis inbegriffen.

Eine ausgesprochen gute Pferdetrainerin, Louise Gerrard, ruhig und ausgeglichen, zäh und ausdauernd, arbeitet gewöhnlich mit Leuten auf unserer Ranch, die Westernreiten wirklich kennenlernen wollen - aber sie schult natürlich auch Anfänger. Sie hält sonst in Williams Lake, wo wir auch einmal die Woche einkaufen, Horse Cliniks ab, worunter man hier die Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter versteht. Sie verlangt Can$ 25 die Stunde und wir geben den Preis einfach so an die Gäste weiter.

In Williams Lake findet jedes Jahr Ende Juni - Anfang Juli das zweitgrößte Rodeo Canadas statt. Die Punkte für die Profis zählen nordamerikaweit, und das bringt natürlich die besten selbst aus den Staaten hierher. Zudem ist das Melken wilder Kühe und das Satteln wilder Broncos durch die Cowboys der umliegenden Ranches ein Riesenspass. Jeder Gast war bisher begeistert. Der Eintrittspreis obliegt dem Gast, Transport hin und zurück wird von uns gegen ein Entgelt organisiert.

Habt Ihr Interesse an einem Urlaub auf unserer Ranch? Hier gibt es weitere Infos!.

Kontakt: steffi@cowgirls.de

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