Zurück auf der Ranch werden erst die Pferde versorgt, dann: eine Dusche, Einrichten der Zimmer, Begrüßen der anderen Gäste und Helfer, schließlich Nachtessen. Ausklingen lassen wir den ersten Tag (es ist ein bisschen kühl und ein paar Regentropfen fallen) im "Outpost" bei Whisky und Countrymusic.
Montag und Dienstag verlaufen in etwa gleich: ab 7.00 Uhr werden wir vom Klappern des Geschirrs geweckt, wenn die Helfer die Frühstückstische decken, um 8.00 wird von Elke und Chris das Frühstück auf Jagdhörnern "eingeblasen", begleitet vom Geheul von allen Hunden (sogar Hunter kläfft mit).
Nach einer Kaffee- und oder Zigarettenpause auf der Veranda heißt es Pferde satteln und entweder im Paddock ein bisschen üben (Patrick und Jeffrey) oder auf den ersten Trailritt des Tages (Marlis, Astrid, Mike). Bei bedecktem Himmel und Temperaturen von gut 20 Grad Celsius richtig angenehm. Manchmal reiten wir alleine, manchmal schließt sich ein anderer Gast (oder mehrere) an. Zum lunch (zwischen 12.00 und 13.00 Uhr) sind wir jeweils wieder zurück, und am Nachmittag das gleiche wie am Morgen.
Vorläufig noch mehr oder weniger gemütlich im Schritt oder Trab; meine Schwägerin Astrid ist (noch) nicht so geübt (ein richtiger City Slicker eben....) und wir "saugen" die Eindrücke der Landschaft, der Luft, der Pferde, der Geräusche bzw. das Fehlen derselben in uns auf: EINFACH GRANDIOS!!!
So zwischen 16.00 und 17.00 Uhr sind wir wieder zurück, Dinner um 18.00 Uhr, danach outpost (wieder Whiskey, country music und blubbernder Ofen - es ist immer noch kühl und ein bisschen regnerisch). Dort tratschen wir mit Elke und Chris und haben auch endlich den legendären Bartl kennen gelernt:
nicht den, der "den Most holt" sondern denjenigen, der auszog, um das Fliegenfischen zu lernen und
mit einem erlegten Bär zurückkam, welchen wir auf unserem letzten Besuch verspeisen durften (den Bär, nicht Bartl).
Jetzt haben auch alle ihre Pferde gefunden, d.h. Patrick hat auf Petja und Jeffrey auf Sandy gewechselt, auch das "Anziehen" der Pferde (Ö-Ton Astrid!) geht jetzt bei allen immer besser (nur Jeffrey braucht noch ein bisschen Hilfe beim Satteln) und es wird auch zwischendurch mal galoppiert, wenn wir kreuz und quer, mal auf, mal abseits der trails unterwegs sind. Es wird auch wärmer und wir sitzen abends nicht mehr drinnen am Ofen sondern draußen am Lagerfeuer, wo auch mal ein paar Hunde Astrids Jacke als "Markierung" benützen; vielleicht lags auch daran, dass besagte Jacke von Buddy auch schon fast gefressen wurde, ein Ärmel war schon verschwunden, ob's an der grünen Farbe lag oder an den "Leckerli" in der Jacke, wissen wir nicht genau. :-)
Am Mittwoch entschließen wir uns, zum Jack Frost Lake (ca. 2 Stunden) zu reiten. Das spricht sich anscheinend herum und wir werden immer wieder von anderen Gästen angefragt, ob sie mitkommen dürfen
(viele kennen den Weg noch nicht), was wir natürlich bejahen. Schließlich sind wir rund ein Dutzend Reiter, inklusive Elke. Auf dem Hochplateau, wo wir die obligate Pinkel-/Rauchpause machen, erleben wir ein Novum: René hat für sein Mobile Netzempfang!!! Und nützt das sofort aus, um nach Hause zu telefonieren, was von Stefan sofort mit der Digital-Kamera festgehalten wird.
Kurz vor dem Erreichen des Zieles informiert Elke, dass jetzt eine größere Galoppstrecke kommt und wir geben mehr oder weniger Gas. Elke verliert ihren Hut und alle halten an. Stefan hat den Hut gefunden und bringt ihn Elke, welche ihn sofort aufsetzen will. Anscheinend passt es Princess nicht (ein junges Pferd, das noch nie diesen Weg ritt und auch wegen des Galoppierens ein bisschen nervös war), wenn man mit "irgend etwas Weißem" vor ihrem Gesicht rumwedelt und sie fängt an, sich zu drehen und bocken; Elke verliert den Halt und "rutscht" zu Boden. Die Brille verloren, die Nase geschwollen und blutend, auf die Lippen gebissen und blutend: wirklich kein schöner Anblick und alle sind ein bisschen geschockt. Zum Glück haben wir eine kleine Apotheke dabei und Stefan verarztet Elke, welche nachher drauf besteht, bis zum See weiterzureiten.
Dort machen wir eine Pause, doch die Stimmung ist sehr gedrückt und die belegten Brote schmecken auch niemandem. So brechen wir relativ rasch wieder auf und machen uns auf den Heimweg; Stefan hat mit Elke das Pferd getauscht. Alles zurück im Schritt.
Zuhause angekommen, fährt Chris mit Elke zum Arzt: Glücklicherweise nichts gebrochen und auch sonst keine schweren Verletzungen!!! Aber einen Schönheitswettbewerb kann Elke in den nächsten Tagen mit ihrem Gesicht, das in allen Farben leuchtet, den geschwollenen Lippen und der dicken Nase kaum gewinnen. Allen Widrigkeiten zum Trotz findet Chris doch noch etwas Positives: so eine Frau hatte ich noch nie..... oder....Du hast wohl zu tief in den Schminktopf gegriffen!!
Die meisten Gäste sind "Kurzbesucher", bleiben zwischen zwei und fünf Tagen: nur Sabine und René sowie wir bleiben rund drei Wochen, Hannah aus Bern sogar vier, die Glückliche!!!
Ein Paar aus Leipzig taucht mit dem Wo-Mo auf und der Mann fragt mich, wie es so mit Reiten für Anfänger sei. Kein Problem, antworte ich, es gibt immer wieder "bloody beginners", (Klein-)Kinder, Senioren und alle fühlen sich wohl und sind begeistert; zudem sind die Pferde ja sooo ruhig und brav. In diesem Moment fängt Lucky Strike (oder war's doch Viceroy?), der gerade von Tim (Nachbar) neue Schuhe erhält, zu scheuen an, reißt am Rope, reißt immer noch, lässt sich nicht beruhigen und schwups, reißt den ganzen Balken aus und irrt im Paddock umher; Tim und die anderen Gäste, welche gerade die Pferde satteln, bringen sich hinter dem Zaun in Sicherheit! Trotzdem setzt sich der "Ossie" (ist nicht negativ oder abwertend gemeint) auf's Pferd, nur seine Frau verschwindet im Wo-Mo und will nichts mehr vom Reiten wissen. :-)
Am Samstag reiten wir (ausnahmsweise!) nicht: die Watch Lake - Green Lake Gymkana ist angesagt; das ist so ein regionales "Je-Ka-Mi" Rodeo, wo "man" sich wieder einmal trifft und jeder an verschiedenen Disziplinen mitmachen kann: der jüngste Reiter war anderthalb Jahre alt!! Und andere ließen sich bzw. das Pferd am Halfter über den Parcours führen; Hauptsache, man ist dabei und hat (mehr oder weniger) fun, und jedermann/-frau wird beim überqueren der Ziellinie frenetisch bejubelt. Steffi und Anna-Lena mit Beni und Gucci vertreten die Red Willow Ranch in mehreren Disziplinen; leider reicht es nirgends zu den ersten drei (preisberechtigten) Plätzen.. :-(
Unterdessen haben wir auch das erste Bar-B-Que "überstanden": vom Grill gibt's Hamburger und Chicken sowie Zwiebeln, dazu cowboy beans und den "bun" kann man mit Salat, rohen Zwiebeln, Tomaten, Gurken, thousand Island oder Ranch Sauce belegen. Noch eine Bemerkung in eigener Sache: Total hat unsere Familie in den drei Wochen 10 kg zugenommen!!!!
Zum Frühstück gibt's jeweils porridge, cereals, frische Früchte, Brot, Marmelade, Honig, Milch, O-Saft, sowie
abwechselnd french toast, bacon & fried eggs, pancakes, scrambled eggs. Lunch ist gewohnt klein/leicht: Brot, Käse, Schinken, Tomaten, Paprika, Gurken. Dinner heißt Fleisch mit Beilagen, Spaghetti, stirfry,.... alles immer reichlich und gut: hier kocht der Chef noch persönlich (z.B.: wir warten noch auf Dein Kochbuch, Chris!!)
Trotzdem lade ich Elke, Chris und Bartl zum Nachtessen in's "Hoof and Harness" in 108 Mile House ein:
von der flippigen (oder meinte er üppigen?) Bedienung, von der Bartl vorgeschwärmt hatte, ist aber nichts
zu sehen, dafür ist sie speditiv, flexibel und nett. Chris traut sich nicht recht, zu bestellen, worauf er Lust hat: erst nach meiner Bestellung (Vorspeise halbes Rack spareribs, Hauptspeise großes Steak) entschließt er sich zum kleinen Steak als Vorspeise und zum ganzen Rack spareribs als Hauptgang: es hat allen wunderbar geschmeckt, der Wein war akzeptabel, der Nachtisch üppig und süüüss und der Brandy billig und großzügig eingeschenkt:
ein schöner Abend; leider konnten wir nicht auf der Veranda sitzen und den Blick auf den See genießen.
Einige Highlights der nächsten beiden heißen Wochen (morgens vorm Frühstück bereits 23 bis 24 Grad, Nachmittags ab 30, zum Teil bis 36 Grad, ein Mal kurzer, heftiger Regen um 16.00 Uhr, zwei Mal leichter Regen in der Nacht):
verschiedene Tiere gesehen: 1 bear, 1 moose, diverse (mule) deers, unzählige prairie-dogs/gophers, jeden morgen 2 cranes (Kraniche) auf dem Heufeld #1 (a propos Tiere: nächstes Intermezzo von Astrid: Hunter hat sowohl ihre Socken wie auch ihre "Wohlfühl"-Hose mit seinen spitzen Zähnen perforiert) (um die Hose war's meiner Meinung nach nicht schade).
der Tagesausflug via Chasm (ein vom Schmelzwasser der Gletscher geschaffener Canyon, dessen steile Wände in verschiedenen Farben leuchten) nach Clinton mit seinem kleinen aber interessantem Museum aus den Pioniertagen
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